VG Monsheim beteiligt sich an bisher größter Katastrophenschutzübung des Landes


VG MONSHEIM – Samstag, 23.09.2023. Um 06:16 Uhr wird die Feuerwehr nach Auslösung der automatischen Brandmeldeanlage bei der Firma DALLI (Win Cosmetic) in Flörsheim-Dalsheim alarmiert.  Kurze Zeit später befinden sich die ersten Kräfte auf Anfahrt und geben kurz vor Eintreffen an der Einsatzstelle eine Lagemeldung auf Sicht: „Massive Rauchentwicklung aus der Produktionshalle im südlichen Betriebsteil“.

Sofort lässt Wehrleiter Eike Milch die Alarmstufe von B2 auf B3 erhöhen, was die Alarmierung weiterer Einsatzkräfte veranlasst. Ebenfalls wird die Führungsstaffel zur Unterstützung der Einsatzleitung nachgefordert.

Nach kurzer Lageeinweisung beginnen erste Maßnahmen, zwei Einsatzabschnitte werden gebildet.

Zu diesem Zeitpunkt ist klar: Das wird keine Übung wie jede andere. Es handelt sich in Flörsheim-Dalsheim um ein Teilereignis der großangelegten Übung „Meliorem 2023“ mit einer über einjährigen Planungsphase, die Stefan Matthes (Feuerwehr Monsheim) federführend begleitet hat. Parallel zu dem Ereignis in der Verbandsgemeinde Monsheim laufen zwei weitere Großeinsätze. In der VG Eich war es zu einem ausgedehnten Vegetationsbrand gekommen und in der VG Wonnegau sind die Einsatzkräfte mit der Abarbeitung eines Gefahrstoffaustritts, ebenfalls in einem Industriebetrieb beschäftigt. Somit war mit Unterstützung aus den Nachbargebietskörperschaften nicht zu rechnen. Denn genau darauf war „Meliorem“ ausgelegt. Ein Stresstest für Führungs- und Kommunikationsstrukturen, mit dem Schwerpunkt auf dem Heranführen und Nachführen von Einsatzkräften aus ganz Rheinland-Pfalz.

Derweil, noch vor der eigentlichen Brandbekämpfung, wurden in den Einsatzabschnitten Schutzmaßnahmen eingeleitet. Im Einsatzabschnitt „West“ unter der Führung von Wehrführer Alexander Schäfer (Feuerwehr Flörsheim-Dalsheim) wurde zunächst die Hauptgasleitung zum Produktionsbetrieb geschlossen und eine Riegelstellung aufgebaut, um das Übergreifen der Flammen auf die nicht betroffenen Betriebsteile zu verhindern, weiterhin musste ein zentrales Lager für Gasflaschen gekühlt werden.

Ähnlich die Lage im Einsatzabschnitt „Ost“, der von Wehrführer Bernd Rothermel (Feuerwehr Monsheim) geleitet wird. Riegelstellung, Kühlung des Tanklagers. Zusätzlich war hier eine Person unter einem Container eingeklemmt und musste mit schwerem Rettungsgerät befreit werden.

Währenddessen war auch die eigentliche Brandbekämpfung in Angriff genommen worden. Die Drehleiter, sowie ein Gelenkmast der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen bekämpften die Flammen mittels Wenderohren von oben. Um das ausgedehnte Feuer adäquat bekämpfen zu können, wird der Turbolöscher der Werkfeuerwehr Röhm aus Worms alarmiert, sowie Wasserförderkomponenten der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen und der Feuerwehr Speyer mit dem HyTransFireSystem (HFS), welches dann im weiteren Übungsverlauf permanent über einen F-Schlauch 6000 Liter Wasser/Minute aus der Pfrimm in Monsheim nach Flörsheim-Dalsheim fördert.

Um 10:03 Uhr kommt es dann im Abschnitt West zu einer Explosion. „Gefahr! Alle sofort zurück!“

Einsatzkräfte werden unverzüglich gesammelt und durchgezählt. Zum Glück sind bei der Feuerwehr keine Ausfälle zu beklagen, doch plötzlich irren vereinzelt schwerverletzte Personen umher, welche sich zum Explosionszeitpunkt noch unbemerkt im Betrieb aufgehalten hatten. Insgesamt 12 Betroffene müssen gerettet werden, eine Verletztensammelstelle außerhalb des Gefahrenbereiches  wird eingerichtet. In dieser werden die Personen durch die Feuerwehr erstversorgt, betreut und einer ersten Sichtung durch den Rettungsdienst unterzogen. Die Farben grün, gelb und rot der Triage geben die Behandlungspriorität an. Einige der Kategorie rot mit höchster Dringlichkeit waren allerdings so schwer verletzt, dass sie noch an der Einsatzstelle verstarben und der Kategorie schwarz zugeordnet werden mussten.

Parallel zu diesen Ereignissen arbeitete die Einsatzleitung mit der Führungsunterstützung auf Hochtouren. Weitere Einsatzmaßnahmen müssen koordiniert, Kräfte und Einsatzmittel nachalarmiert, Nachschub, z.B. Kraftstoff  sichergestellt und die, sich im Einsatz befindlichen Feuerwehrleute mit Essen und Getränken versorgt werden. Hierfür stehen Schnelleinsatzgruppen des DRK aus verschiedenen Teilen von Rheinland-Pfalz zur Verfügung.

Zwischenzeitlich arbeitet auch der Verwaltungsstab unter Bürgermeister Ralph Bothe mit Hochdruck. Administrative und organisatorische Aufgaben müssen auch hier wahrgenommen werden. Durch eine starke Kontamination mit Brandrauch, Ruß und anderen Schadstoffen muss die Traubenernte in Ausbreitungsrichtung der Rauchwolke umgehend eingestellt, das Lesegut darf dementsprechend nicht weiterverarbeitet werden. Hierzu ist eine Information an die Winzer, bzw. Landwirtschaft herauszugeben, was dem Verwaltungsstab obliegt.

Gegen 13 Uhr fand ein Austausch der, sich bislang im Einsatz befindlichen Kräfte der VG Monsheim statt. Abgelöst wurden diese von Brandschutzkomponenten und weiteren Einheiten aus den Landkreisen Cochem-Zell, Mainz-Bingen und Koblenz bis zum Übungsende.

Das Fazit nach knapp zwölf Stunden „Meliorem“ [lat. sich verbessern/wir verbessern uns] ist im Ergebnis die sehr gute und zielführende Abarbeitung der Aufgabenstellung aller Beteiligten im Zusammenwirken in der Gefahrenabwehr. Neue Erfahrungen und Erkenntnisse konnten gewonnen werden, mit dem Ziel der kurzfristigen Aufarbeitung und Umsetzung.

Ein großer Dank an dieser Stelle geht an alle Beteiligten, die wieder einmal mit großem Engagement ihre Freizeit uneigennützig dem Allgemeinwohl zur Verfügung gestellt haben!

Foto: Werksfeuerwehr Röhm

Bild: Während der Großübung auf dem Gelände von Dalli in Flörsheim-Dalsheim kam auch der Turbo-Löscher der Werksfeuerwehr Röhm zum Einsatz.