VG setzt auf insektenfreundliche Bewirtschaftung öffentlicher Grünflächen


VG MONSHEIM – Nach positiven Erfahrungen in den vergangenen Jahren ist der Bauhof der Verbandsgemeinde Monsheim dazu übergegangen, die größeren Grünflächen innerhalb der Ortslagen sowie die naturschutzrechtlichen Ausgleichsflächen im Außenbereich mit eigenen Geräten insektenfreundlicher und somit nachhaltiger zu bewirtschaften. Auch die Artenvielfalt soll gefördert werden.

Zunächst werden alle Flächen, bei welchen keine zwingende Notwendigkeit besteht (z.B. wegen Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit), nicht mehr vor Ende Juni oder Anfang Juli bearbeitet. Somit können insbesondere die Blühpflanzen vollständig ausreifen und Samen abwerfen. In dieser Zeit bieten sie Nahrung und Lebensgrundlage für zahlreiche Insekten und Kleinlebewesen. Im Außenbereich findet in den Flächen sogar das Niederwild weitgehend ungestörte Brut- und Setzplätze sowie ausreichende Deckung.

In Abstimmung mit der örtlichen Jägerschaft beginnt dann das Mähen der Flächen, welches in Etappen stattfindet, um nicht kurzfristig zu stark in die Lebensräume einzugreifen und den Tieren die Möglichkeit zu geben, auf die Veränderungen zu reagieren. Anstelle der bisher üblichen Mulchgeräte, welche die Grünpflanzen in kleine Teile zerschlagen haben und dabei auch für Insekten oft zur tödlichen Falle wurden, setzt der VG-Bauhof ab diesem Jahr ein Kreiselmähwerk der Firma Kersten Arealmaschinen GmbH aus Rees ein. Mit diesem Gerät werden die Wiesenpflanzen über dem Boden abgeschnitten und bleiben ansonsten weitgehend unversehrt. Vorhandene Insekten können so geschützt werden.

In einem zweiten Arbeitsgang wird das entstehende Heu dann nach einer Trocknungsphase mit einem Bandrechen gewendet und geschwadet, bevor die Rundballenpresse zum Einsatz kommt, um das Heu zu handlichen Ballen zu pressen, welche durch die VG gerne gegen eine kleine Aufwandsentschädigung an Tierhalter abgegeben werden. Das Heu eignet sich hervorragend als Ergänzungsnahrung für Schafe, Ziegen und andere Haustierarten sowie als Unterlage für Kleintiere wie Hasen und Meerschweinchen.

Dadurch, dass die Biomasse von den Flächen entfernt wird, werden diesen bewusst Nährstoffe entzogen. Mittelfristig entstehen Magerwiesen mit einer deutlich größeren Artenvielfalt und in der Folge einer höheren Insektendichte auf den Flächen. Dies haben auch erste Erfahrungen in der zentralen naturschutzrechtlichen Ausgleichsfläche der VG am Goldberg in Flörsheim-Dalsheim gezeigt.

„Diese neue Bewirtschaftungsmethode ist für unsere Mitarbeiter mit einem erheblich höheren Aufwand verbunden, weil anstelle des einmaligen Mulchens jetzt drei Arbeitsgänge erforderlich sind, und auch die Bürgerinnen und Bürger haben nicht immer Verständnis für den aus ihrer Sicht zu hohen Bewuchs im Mai und Juni“, erläutert VG-Bürgermeister Ralph Bothe, „aber Artenschutz und Nachhaltigkeit beginnen nun mal in der eigenen Gemarkung und die ersten Resultate bestätigen, dass dieser Weg der richtige ist.“

Inzwischen nehmen auch erste Ortsgemeinden die höheren Personalkosten in Kauf, um ihre Flächen nachhaltig bewirtschaften zu lassen und kooperieren mit dem VG-Bauhof. So wurde u.a. auf dem Mehrgenerationenplatz in Monsheim in diesem Jahr erstmals in größerem Umfang Heu geerntet.

Für Bothe und die Mitarbeiter des VG-Bauhofs ist die neue Grünland-Bewirtschaftung jedoch nur ein erster Schritt auf dem Weg zu mehr Artenschutz auf öffentlichen Grünflächen. Neben dem Erwerb und der Bepflanzung weiterer Flächen gehört dazu auch die Verwendung regionalen Saatguts und einheimischer Pflanzen, die Schaffung von Lebensräumen für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten oder die Umrüstung auf Akku-Betriebene Arbeitsgeräte, welche über die Photovoltaik-Anlage auf der neuen Bauhofhalle mit eigenem Strom geladen werden können. Die Verbandsgemeinde hat dafür in den letzten Monaten mehr als 50.000 Euro in die Ausstattung des Bauhofes investiert.

Erschwert werden die Bemühungen in diesem Jahr allerdings durch die lang anhaltende Trockenheit. So müssen nicht nur junge Bäume und Sträucher seit Wochen mit erheblichem Aufwand regelmäßig bewässert werden. Die eingesetzten Wassersäcke an den Bäumen werden unter diesen Extrembedingungen zudem häufig von Vögeln oder Nagetieren beschädigt, um an das Wasser zu gelangen.

Heuballen werden durch die VG Monsheim gegen eine Aufwandsentschädigung von 3 Euro / Stück abgegeben. Anfragen an Frau Lea Weiler Tel. 06243 – 180933.

Bild: Bauhof-Vorarbeiter Erwin Lissy und sein Kollege Werner Schniering setzen die neuen Geräte bei der Heuernte auf dem Mehrgenerationenplatz in Monsheim ein.