Spatenstich für zentrale Trinkwasserenthärtungsanlage in Osthofen


OSTHOFEN – Der auch für die Trinkwasserversorgung in der Verbandsgemeinde Monsheim zuständige Zweckverband Wasserversorgung Seebachgebiet (ZWS) betreibt für die Rohwassergewinnung insgesamt sechs Tiefbrunnen in der Rheinniederung östlich von Osthofen. Im Zentralwasserwerk Osthofen wird das sauerstoffreduzierte Grundwasser mit Sauerstoff angereichert und einer Filteranlage zum Entzug von Eisen und Mangan zugeführt. Im Jahr 2006 wurde die Aufbereitungsanlage um sechs zusätzliche Stahlfilterkessel erweitert.

Mit einer Gesamthärte von 20,2 Grad deutscher Härte ist das Wasser aus den Tiefbrunnen als hart einzustufen. Die Nachteile von hartem Trinkwasser bestehen insbesondere in der Kalkausfällung im Bereich der zentralen Warmwasserbereitstellung, in den sanitären Anlagen und natürlich in den Wärmetauscheranlagen. Viele Wasserabnehmer im privaten, aber auch im gewerblichen Bereich, setzen daher bislang auf ökologisch fragwürdige, kostenintensive und im Betrieb problematische dezentrale Kleinenthärtungsanlagen (Ionentauscheranlagen), welche durch eine zentrale Trinkwasserenthärtung entfallen können. Diese führt durch den höheren pH-Wert bei deutlich weicherer Wassermatrix auch zu spürbar besseren Korrosionseigenschaften, was sich in der Hausinstallation und den Armaturen positiv zeigt.

Der ZWS als wirtschaftlich orientiertes Unternehmen im Bereich der kommunalen Wasserversorgung plante seit 2010 unter Mitwirkung externer Fachberater den Bau einer zentralen Trinkwasserenthärtungsanlage am Standort Osthofen. Die dafür erforderlichen Investitionsentscheidungen wurden in Übereinstimmung aller Mitgliedskommunen unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten abgewogen. Dies gilt insbesondere beim Ein-satz neuer Aufbereitungstechnologien. Ziel des Verbandes ist es, sämtliche mit hartem Wasser versorgte Verbandsmitglieder zentral mit weichem Wasser zu beliefern und gleichzeitig die Korrosionseigenschaften des Trinkwassers zu verbessern.

Bei dem ausgewählten Teilenthärtungsverfahren wird das Kalzium im Rohwasser reduziert, während das für die Gesundheit wichtige Magnesium erhalten bleibt. Eine vorgeschaltete, physikalische Entsäuerungsanlage gewährleistet eine erste Reduzierung der freien Kohlensäure (CO2) im Rohwasser. Dadurch wird dem Rohwasser die natürliche Säure teilweise entzogen. Danach gelangt das Wasser in zwei Reaktoren, wo es aufwärts ein Kalk-Pellets-Wirbelbett durchströmt. Dabei wird der pH-Wert schonend so weit angehoben, dass das Kalzium in Form von Kalziumkarbonat ausfällt und in kreisrunden Kalzium-Kalkpellets im Reaktor zurückgehalten wird.

Prozessgesteuert werden dem Reaktor die anwachsenden Kalkpellets täglich mehrfach entzogen und mit einer speziellen Förderpumpe in einen Entwässerungscontainer gefördert. Als hochreines Kalkprodukt können die Pellets beispielsweise in der Landwirtschaft als Bodenverbesserer weiter verwertet werden. Der Enthärtungsprozess erfolgt steuerungstechnisch im Wesentlichen vollautomatisch. Das harte Rohwasser kann nach der Teilenthärtung über die Reaktortechnik verbraucherfreundlich in den Härtebereich 2 gefahren werden.

Die Investitionskosten für die neue Anlage, welche in einem Gebäude mit einer Grundfläche von 37 x 15 m und einer Höhe von 9,30 m untergebracht wird, belaufen sich inklusive Planungsleistungen und Nebenkosten auf rund 5 Mio. Euro. Die daraus resultierenden Mehrkosten für die Verbraucher werden auf etwa 17,50 Euro pro Jahr geschätzt und betragen damit nur einen bruchteil der Kosten, die für eine dezentrale Enthärtungsanlage im eigenen Haus aufzuwenden sind. Die Inbetriebnahme der zentralen Trinkwasserenthärtungsanlage ist für Ende 2023 geplant.

Bild: Symbolischer Spatenstich für die Zentrale Enthärtungsanlage auf dem Gelände des Wasserwerks Osthofen durch Werkleiter Christian Gukenbiehl (2.v.l.), Verbandsvorsteher Walter Wagner (2.v.r.), dessen Stellvertreter Ralph Bothe (r.) und Heidi Lameyer (l.) sowie Vertreter von Ingenieurbüro und Bauunternehmen.